11. Mai 2012
Mali

Neues Familiengesetzbuch in Mali

Der (kurz darauf gestürzte) Staatspräsident von Mali, Amadou Toumani Touré, hat am 16.1.2012 ein neues Familiengesetzbuch verkündet. Dieses wird von Kritikern im In- und Ausland als frauendiskriminierend angesehen. In einem schon länger währenden Konflikt zwischen laizistischen und traditionalistisch-islamischen Kräften im Land setzten sich in Bezug auf das Familienrecht zunächst Letztere durch.

Nach einem Putsch im März 2012, der Abspaltung des international nicht anerkannten "Unabhängigen Staates Azawad", der ca. 60% des Territoriums (mit weniger als 10% der Gesamtbevölkerung) umfasst, im Nordosten des Landes und der Einsetzung einer Übergangsregierung in der Hauptstadt im April 2012 ist die Lage in Mali unübersichtlich und die tatsächliche Umsetzung der formal bestehenden Rechtsordnung fragwürdig. Die Verfassung wurde durch die Putschisten ausgesetzt; die Übergangsregierung soll die Rückkehr zu einer verfassungsmäßigen Ordnung einleiten. Dabei ist wohl von einer Beibehaltung des neuen Familiengesetzbuchs auszugehen, soweit das Territorium nicht de facto durch den "Unabhängigen Staat Azawad" kontrolliert wird, in dem traditionelle islamische Vorstellungen eine noch größere Rolle spielen als in der Republik Mali.